Traxy Tyre System

Erster Eindruck:

Beim ersten Anblick sucht man natürlich gleich den Vergleich zu anderen Herstellern von Reifensystemen wie z.B. Tubliss. Im Prinzip funktioniert dieses System ja auch ähnlich. Das System kommt ordentlich verpackt und wirkt gut verarbeitet. Bei näherer Betrachtung wird man gleich skeptisch: Wie kann der dünne Mantel und der Schlauch den Hardenduro-Belastungen standhalten

Funktion:

Ein Schlauch, darüber ein Mantel und dann ein druckloser Hohlraum zwischen dem Mantel und dem Reifen. Diesen Hohlraum kann man mittels Luftdruck im Schlauch größer oder kleiner machen. Der Druck schwankt hierbei zwischen 0,1 und 2,2 Bar. Je nach Einsatzzweck und Reifen sollte man hier variieren.

Der Luftdruck hat eine große Auswirkung. Wenn man mit 1,8 Bar startet und dann auf 1,0 Bar verringert, steigt der Grip sehr stark. Weniger Druck habe ich nur bei einem Snow Speedhill getestet. Auf Schnee ist das Traxy ein Traum.

Dadurch, dass es zwischen Reifen und inneren Mantel keinen Luftdruck gibt, kann man durch Löcher im Mantel auch keinen "Patschen" haben. Allerdings sollte man bedenken, das jedes Loch sowie geringerer Druck zwar den Grip verbessert, das Gesamtsystem aber so weich macht, dass man auf Asphalt und Zwischenetappen nur mehr "dahereiert" Der weiche Reifen schwimmt extrem.

Montage Traxy

Hier gibt es nicht sonderlich viel zu berichten. Man sollte sich das Youtube-Video vom Hersteller ansehen zwecks Einsatzes des beigelegten Silikons. Die Montage selbst geht sehr einfach. Nicht schwieriger als ein normaler Schlauch. Das Felgenband muss in perfekten Zustand sein, um Plattfüße zu vermeiden.

Fahreindruck

Wer bergauf Grip sucht ist hier gut bedient. Je nach Luftdruck baut das Traxy extremen Grip auf. Man kann mit ausgelutschten Reifen Sachen rauffahren die sonst nicht gehen. Der Haken an der Sache ist, dass dieses Reifen Support System nur beim Hard Enduro funktioniert. Schnellere Teilstücke kann man zwar auch fahren. Gegen Mousse fahrende Kollegen hat man aber keine Chance. Klassisches Enduro mit einer Motocrossstrecke mittendrin kann man gänzlich vergessen.

Schrägfahrten zählen nicht unbedingt zu den Stärken des Systems. Wenn man schräg mit wenig Grip wegfährt walkt der Reifen sofort nach unten. Man steht danach gleich senkrecht nach oben. Zugegeben: Meistens ist das egal weil man dann gerade bergauf ja wieder super Grip hat. Falls man aber einen schlammigen Hang queren muss hat man definitiv einen Nachteil.

Reifenwahl

Zum Testen hatte ich zuerst einen ganz weichen 120er Mitas Schneereifen montiert. Grip ohne Ende aber man konnte am Asphalt nicht schneller als 60 Fahren. Wheelies waren fast unmöglich, so wie sich das hinten bewegt hat. Danach wechselte ich auf ein anderes Mitas Reifenmodell mit härterer Karkasse. Das hat gut funktioniert und war auch auf Zwischenetappen brauchbar. Mit 1,8 Bar konnte man auch 150 fahren. Ich habe dann zwecks Grip auf 1 Bar reduziert. Das war dann ein guter Kompromiss.

Mein E.A.R.T. - Teamkollege Paul Bernsteiner hat währenddessen einen X-Grip 140er Superenduro getestet. Das war ähnlich wie bei mir mit dem weichen Winterreifen:

"Der Reifen lässt sich beinahe bis zur Hälfte reindrücken, sogar der Rollwiderstand beim Rangieren im Stand ist spürbar höher. Die kurze Etappe zum Waldstück verläuft auf Asphalt und schon da zeigt sich, dass etwaige Verbindungsetappen sicherlich nicht zur Stärke des Systems gehören, die Hinterradführung fühlt sich etwas schwammig an.

Im Gelände angekommen zeigen sich aber dann die waren Vorteile. Sobald es aufwärts geht, ist der Grip unglaublich, Anfahren auch im steilen Geläuf funktioniert hervorragend, egal ob steinig oder wurzeliger Waldboden. Schwächen lassen sich dann bei Schrägfahrten erkennen, aufgrund des extrem weichen Setups, walkt der Reifen dann doch recht stark nach unten und die Führung des Hinterrads ist in diesem Bereich dann doch als nicht optimal zu bezeichnen….“ Je kleiner und härter der Reifen ist, desto besser funktioniert es!

Haltbarkeit und Pannensicherheit

Das Traxy ist haltbarer als man es dem System zutraut. Durchschläge steckt es scheinbar unbeeindruckt weg. Meine Ausfahrten damit waren ein Snow Speedhill und einige Enduro Trainings in der näheren Umgebung. Dort habe ich das Teil aber nicht gerade geschont. Ich bin mit meinen 100kg Kampfgewicht und der 500er Husky über Betonkanten gefahren, hab das Ding über Baumstämme geprügelt und bin auch weit gesprungen. Es war nicht kleinzukriegen. Mit normalem Schlauch wäre das überhaupt nicht gegangen, zumindest nicht mit einem Luftdruck bei dem man auch noch Hänge hochkommt. Dennoch bleibt gegenüber Mousse ein gewisses Restrisiko. Trotz des geringen Luftdrucks dreht sich der Reifen keinen Millimeter auf der Felge nach!

Unser Fazit

Für Wettbewerbe sehen wir einen eingeschränkten Nutzen. Mag sein, dass das Traxy z.B. beim Lika Enduro und ähnlichen Rennen unschlagbar ist. Für alle anderen Rennen sind die Schwächen bei Verbindungsetappen zu ausgeprägt. Außerdem bleibt ja noch das Restrisiko wegen dem dünnen Schlauch.

Wer Grip für reines Hard Enduro oder die Schottergruben-Ausfahrten sucht oder gerne seine alten Reifen im Training runterfahren möchte ist hier bestens bedient.

Mittlerweile gibt es auch ein Upgrade mit Mousse Insert. Das werden wir hoffentlich nach der Corona Krise irgendwann noch mal testen können. Übrigens, auch nach 15 Einsätzen war das Teil nicht kaputt zu kriegen...

Test und Bericht: E.A.R.T., R.W. (Zur Verfügung gestellt von Traxy)